Manchmal ist es doch sehr anstrengend, jeden Abend immer das Gleiche zu erzählen. Ich brauche Abwechslung. So gehe ich heute in den Kölner Dom und nehme am Mittagsgottesdienst teil. Das Orgelspiel ist himmlisch. Der Klang kommt aus allen Richtungen. Ich habe das Gefühl, von göttlichen Stimmen umgeben zu sein. “Lieber Gott, segne mich und meinen Film!”
Bevor ich mich auf den Weg nach Münster mache, besuche ich noch das koreanische Lokal, wo ich am vorigen Abend gegessen habe. Der Schweinebauch mit Kimchi ist sehr lecker, aber zu viel. Die herzliche Chefin packt mir den Rest ein. So stinkt es während der ganzen Zugfahrt nach Münster aus meiner Tasche nach einer Mischung aus Knoblauch und gärendem Kohl. Mir gegenüber sitzt eine Langnase. Ich schaue immer wieder rüber auf ihre Nase. Schnüffelt sie? Merkt sie etwas? Hoffentlich nicht.
In Cinema Münster herrscht ein wenig Chaos vor der Kasse. Die Besucher in der Schlange drängeln sich vor. Das ist das schönste Bild, was ein Filmemacher auf der Premierentour erleben darf.
Holger von Cinema und Mi-Young vom Korea Institut begrüßen mich so herzlich, dass ich das Gefühl habe, sie schon lange zu kennen. Dieses Gefühl begleitet mich den ganzen Abend. Im Saal ist eine kuschelige Stimmung. Die Münsteraner lachen schon bei der ersten Einstellung, wo ein Koreaner auf die Kamera zuläuft. Der Kinoleiter ist auch sehr glücklich über die Stimmung im Saal und geht immer wieder ins Kino, um die heitere Atmosphäre zu erhaschen.
Während des Films ein Interview mit der Münsterschen Zeitung
“Lieben sie Heimatfilme?” Was für´ne Frage! “Warum erzählen sie nicht über die Korruption und Hintergründe? Was für Korruption? Es gibt Journalisten, die mich interviewen, ohne den Film gesehen zu haben. Zu denen gehört der Herr von der MZ.
Nach dem Film gab es Fragen wie: inwiefern hat der Film eine Aussage über “Heimat”? Wie war meine Beziehung zu den Protagonisten? Wie haben die Protagonisten den Film angenommen? Wie kam der Film in Korea an? (Dazu muss ich noch kurz sagen, die einheimischen Koreaner lachen “falsch” – an der falschen Stelle.) Sind die Protagonisten glücklich in Korea? Wollen sie in Korea bleiben oder zurück nach Deutschland? “Wie kamen Sie auf die Idee zum Film?” Wo ist Ihre Heimat…
Die originellste Frage an dem Abend lautet, “Ist die Disco-Beleuchtung eine Grundausstattung eines koreanischen Reisebusses?” Ja, genau so ist es! Es gibt keinen Reisebus ohne Karaoke und Discobeleuchtung!
Es gibt noch Häppchen, gemacht von Mi-Youngs Tante. Gim-Bab, Buchimgae und sogar selbst gemachte Reiskuchen. Es ist unglaublich, was für eine Mühe Mi-Young und Holger & Co sich gemacht haben. Vielen Dank! Ich fühlte mich sehr aufgehoben, sehr heimisch in Münster.